SV Empor Erfurt e.V.
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B-Junioren - Kicken im Knast

Werner Rathmair, 24.11.2016

B-Junioren - Kicken im Knast

 

 

 

 

Kicken im Knast

 
Hinter Gittern trainieren auch ganz normale Mannschaften. Eines der Teams trug nun Match mit Häftlingsteam aus

Regelmäßig trainieren die B-Junioren von SV Empor Erfurt in der Jugendstrafanstalt in Arnstadt. Erstmals trafen sie nun auf die Mannschaft der Häftlinge und gewannen 3:2. Anlässlich der Begegnung nahmen die Spieler nagelneue Bälle in Empfang. Foto: Hans-Peter Stadermann
 
Regelmäßig trainieren die B-Junioren von SV Empor Erfurt in der Jugendstrafanstalt in Arnstadt. Erstmals trafen sie nun auf die Mannschaft der Häftlinge und gewannen 3:2. Anlässlich der Begegnung nahmen die Spieler nagelneue Bälle in Empfang. Foto: Hans-Peter Stadermann
 

Arnstadt. Auch glühende Fans können ein wenig Spott vertragen. "Ich hab‘ mal ein paar gelbe Bälle dazugetan. Damit nicht nur Bayern-Bälle den Besitzer wechseln." Ralf Wildenauer weiß, dass der Schmerz beim Bayern-München-Fanclub Erfordia Bavaria tief sitzt. Immerhin hat ihr Lieblingsteam gegen die Borussen mit 0:1 verloren.

Doch das gehört ebenso zum Leben wie Siege. Daher grinsen die Fans nur, als Wildenauer am Dienstagabend in der Jugendstrafanstalt eine kleine Ansprache hält. Knapp zwei Jahre ist es her, dass er mit Strafrichtern das neue Gefängnis besuchte. Eines der Themen war damals, dass nicht nur in Arnstadt, sondern auch in der Landeshauptstadt die Platz- und Hallenkapazitäten knapp sind. In der Jugendstrafanstalt indes gibt es sowohl eine Halle als auch einen Fußballplatz, die stärker genutzt werden könnten.

 
 

So kam es, dass seither die B-Junioren des SV Empor ein- bis zweimal pro Woche die Sicherheitsschleuse passieren und hinter Gittern trainieren.

Sie sind allerdings nicht das einzige Team. Auch die Häftlinge haben eine eigene Mannschaft – und deren Trainer ist ein Promi. Rüdiger Schnuphase kommt seit sieben Jahren in die Strafanstalt, um die jungen Männer zu trainieren. Seine Augen leuchten, wenn seine Mannschaft auf den Platz läuft. "Wir kommen prima miteinander klar", sagt der Trainer. Wohl wissend, dass das gemeinsame Fußballspielen Sozialkompetenzen stärkt. In diesem Bereich haben etliche der Häftlinge Defizite, die es während der Dauer ihrer Haft abzubauen gilt. Fußball ist dabei eine ganz wichtige Komponente.

Ralf Wildenauer ergänzt: "Sport verbindet über Gesellschaftsschichten hinweg." Und da das so sei, wurde nun ein Freundschaftsspiel beider Mannschaften organisiert. Obwohl zwischen den B-Junioren und dem Team der Häftlinge ein deutlicher Altersunterschied klaffte, wurde unter Leitung von Joachim Zeng ein sehr faires Spiel geboten – samt Fans am Spielfeldrand.

Die Mitglieder des Vereins Erfordia Bavaria jubeln sonst zwar ihren Bayern zu, engagieren sich aber auch gern für soziale Projekte, sagt Ralf Wildenauer. Den Vorsitzenden Andreas Stricker musste er nicht lange überreden, sich für diese besondere Begegnung zu engagieren. 18 hochwertige Fußbälle brachten die Erfurter Fans mit, die künftig im Training und auch bei Spielen zum Einsatz kommen sollen. Matches wie das am Dienstagabend soll es künftig häufiger geben, so der Wunsch aller Beteiligten. Nach dem Abpfiff trennten sich die Wege der Spieler und Fans nicht sofort wieder. Gemeinsam aßen sie zu Abend und sammelten dabei Ideen für künftige Begegnungen auf dem grünen Rasen.

Britt Mandler / 24.11.16

Quelle:TA - Britt Mandler / 24.11.16